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Lilly

Lilly, scheues MädchenLilly, scheues MädchenAls einzige Tochter von Bella lebten diese zunächst zufrieden miteinander, dann inklusive Anton. Die drei schmusten und knuddelten herzallerliebst, bis Bella von heute auf morgen Lilly als Konkurrentin erkannte und übelst aus der Kleingruppe ausschloss.

Da in der Rasselbande Böckchenüberschuss bestand, wählte ich Fleck als neuen Partner. Und diese Wahl war goldrichtig: Es war eine von diesen seltenen Traumhochzeiten unter Kaninchen. Fleck und Lilly gelten seither bei uns als „das Liebespaar“ schlechthin. Es gab keine wilden Verfolgungsjagden, keine Rammeleien, kein Fell flog. Fleck als Gentleman schlechthin hat sich Lilly nur höflich und behutsam angenähert und geduldig gewartet, wenn sie anfangs das Weite suchte. Und nach drei Tagen saßen sie so friedlich beisammen, als seien sie schon immer zusammen gewesen.

Nach Flecks Tod zog sich Lilly in sich selbst zurück, und ich hatte große Sorge, ob das sensible Mädchen die plötzliche, unerklärliche Abwesenheit des geliebten Partners verwinden könne. Der Wirbelwind Emil brachte sie glücklicherweise auf andere Gedanken, und für lange Zeit schienen beide recht zufrieden miteinander zu sein.

Nach der großen Vergesellschaftung aber trat Lillys scheue Zurückhaltung wieder zutage. Zunächst war sie eine derjenigen an vorderster Front, kämpfte und zeigte deutlich, dass sie einen prominenten Platz in der Rangordnung beanspruchte. Bis sie verletzt wurde. Die Wunde war nicht beängstigend, es war ein kleiner Riss auf dem Rücken, und erfahrungsgemäß kein Grund, sofort zum Tierarzt zu fahren. Und tatsächlich heilte die Wunde sehr schnell ab. Aber ich war bei dem Kampf nicht dabei gewesen, ich weiß nicht, unter welchen für Lilly fürchterlichen Umständen die Verletzung entstand. Für sie muss es traumatisch gewesen sein, denn sie zog sich zurück, versteckte sich tagelang und wollte nicht mehr zum Essen herauskommen.

Gleichzeitig verwandelte sich auch Maxi vom Draufgänger zum Angsthasen. Zwei Näschen, die sich verstecken und mit den anderen nichts mehr zu schaffen haben wollen? In diesem Fall erklärte ich den Traum von einer großen Kaninchengruppe als beendet und trennte die beiden ab. Es folgten die üblichen Verfolgungsjagden, und Lilly zeigte sich zunächst vollständig unkooperativ - nein, diesen Kerl wollte sie nicht... Es dauerte eine Woche.

Seitdem sind die beiden ein glückliches Traumpaar. Sobald der eine nur einen halben Meter fortwandert, folgt die andere. Und am liebsten wird ganz einfach ganz, ganz eng zusammen gesessen. Ich kann mich sehr gut erinnern, dass zwei von Bellas Minis immer eng zusammen gehockt haben, damals in der Kinderstube. Damals konnte ich die vier Fellknäuel aber noch nicht auseinander halten. Aber heute bilde ich mir ein, dass es genau diese beiden waren: Lilly und Maxi.