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Fleck

Fleck, Löwenkopf und GentlemanFleck, Löwenkopf und Gentleman

Fleck saß in demselben Versorgungsraum wie Karli, ohne Futter, ohne Wasser, tagelang vergessen. Er wurde drei Tage später direkt mit Stall zu uns geholt, zunächst in die Garage.

Ahnungslos habe ich damals versucht, Karli und Fleck, zwei unkastrierte Böckchen, zu vergesellschaften (dass sie Böckchen und unkastriert sind, konnte ich immerhin schon erkennen, haha). Aber was Vergesellschaftungen angeht, soweit hatte ich im Internet noch nicht gelesen… Nicht zur Nachahmung empfohlen, unkastrierte Böckchen können nicht anders, sie müssen ihre Revierkämpfe austragen, und dies kann blutig bis zum Tod führen.

Auch hier hat es einige Vergesellschaftungs-Versuche gebraucht, weil Fleck zunächst vorgab, ein dominanter Macho zu sein. Bis er Lilly traf. Sie wurde mit ausgesuchter Höflichkeit umworben. Zickereien und "mädchenhaftes" Rührmichnichtan-Gehabe wurden geduldig und ohne zu bedrängen abgewartet, bis die Angebetete seinem Werben nachgab. Hier gab es kein Dominanz-Rammeln, es flog kein Fell, und es gab keine wilde Verfolgungsjadgen - kurz eine Traumhochzeit unter Kaninchen. Daher waren Fleck und Lilly für uns schlicht das "Liebespaar" schlechthin.

Aber ich kam damals, nachdem Fleck eingezogen, gar nicht nach mit dem Lesen und Lernen, denn direkt nach Fleck kam Schnuppie.

 


 

Abschied von Fleckele

Fleckele, eins der letzten FotosFleckele, eins der letzten FotosAm Dienstag, 6. August 2013, hat Fleck uns verlassen; sein Tod kam absolut unerwartet. Er hat uns, typisch Kaninchen, geschickt getäuscht. Es ging ihm schlecht, aber er hat es nicht gezeigt. Er fraß, und hat mich damit reingelegt. Denn er fraß nur, solange ich zugesehen habe.

Als morgens einfach zuviel im Napf übrig geblieben war, hob ich ihn hoch und hatte nur noch Haut und Knochen in den Händen. Er war nie moppelig, auch wenn er mit all seinem dicken Fell so aussah. Nachmittags im Affenzahn zur TA-Urlaubsvertretung; was ihm fehlte, konnte er mir nicht sagen, hat ihm eine AB-Spritze verpasst und Aufbaupräparate und AB mitgegeben. Päppeln wurde empfohlen.

Fleck war sehr schwach, und auf dem Weg nach Hause plapperte ich, dass wir das schaffen würden, das wäre doch gelacht, es würde gepäppelt, gegessen, gestopft, so ein kräftiger Kerl wie er bekäme das doch auf jeden Fall hin!

Im Gehege habe ich ihn sanft in sein Häuschen gelegt, Lilly hopste freudig auf ihn zu und sprang nach einem kurzen Anstupser entsetzt weg. Fassungslos hielt ich ihn noch in den Händen, als er anfing zu zucken.

Ich wollte weg. Als sich sein kleiner Körper in seltsamen Krämpfen zusammenzog, wollte ich einfach nur ganz schnell weg und so tun, als sei gar nichts passiert. Dann wäre alles wieder in Ordnung, weil das ja nur Einbildung war, oder? Wir hatten doch vereinbart zu kämpfen, mit allen Mitteln, mit aller Kraft. Er konnte doch jetzt nicht so sterben, oder? Euthanasie, ja! Sanft einschlafen, ja! Aber doch nicht so! Bitte nicht!

Ich bin nicht weggelaufen. Ich habe ihn weiter sanft festgehalten und Worte gemurmelt, ich weiß nicht mehr was. Und dann, als der Kampf vorüber und er ganz ruhig war, habe ich ihn ganz vorsichtig hochgehoben, an mich gedrückt und für lange, lange Zeit festgehalten.

Es wird einige Zeit dauern, bis ich mir keine Vorwürfe mehr machen werde, nicht genug aufgepasst zu haben. Die Begegnung mit dieser unbarmherzigen Seite des Todes werde ich allerdings nie vergessen können. Und wenn ich es schon nicht verstehe, wie sollte Lilly begreifen, dass ihr großer, starker Beschützer Fleck sie von jetzt auf gleich verlassen hatte?

Lilly hat sehr um ihr Fleckele getrauert. Ich hatte große Sorge, auch sie zu verlieren. Sie war noch nie in ihrem Leben alleine gewesen. Also hatte ich keine Zeit für Trauer, ich musste mich direkt auf die Suche nach einem neuen Partner für Lilly machen. Es hat sich wie Verrat angefühlt, genauso wie das Wegwaschen sämtlicher Spuren des gemeinsamen Lebens im Gehege, aber um Lillys Willen musste das sein. Denn fortan an seiner Stelle gut auf sie aufzupassen, das hatte ich Fleck versprochen, als ich ihn dieses allerletzte Mal festhielt.