Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Die Hunde

Toby, der Rüde

TobyTobyToby, 2010 gesundheitlich angeschlagen, blühte wieder auf und rannte über Wiesen und Täler wie ein junger Hund. Mit 6 Jahren haben wir ihn aus dem Tierheim geholt. Er wurde vom Freund der ehemaligen Besitzerin geschlagen, und traute seitdem keinen alkoholisierten Männern mit Baseballkappen (gab auch noch Jahre später bei Bedrängung besagter Männer vor, zuschnappen zu wollen). Gemäß Aussage des Tierheims hatte er die letzte Zeit mit der Besitzerin auf der Straße gelebt (mochte gerne Pizza aus der Schachtel!). Es hat lange gedauert, sein Vertrauen zu gewinnen. Der arme Kerl hat anfangs sogar vorgegeben zu humpeln, um sicherzustellen, dass wir Mitleid mit ihm haben und ihm daher nichts zuleide tun. Schon bald aber erhielt Toby von uns spaßhaft den Spitznamen „Bambi“, weil er charakterlich eher einem friedlichen Waldtier glich als einem Hund. Es war einfach nichts Böses in Toby. Keine grimmigen Auseinandersetzungen mit anderen Hunden, alle Kinder wollten ihn (und durften ihn unter Aufsicht) streicheln. Er hat keine Katzen gejagt, keine Enten erschreckt. Er hat aufs Wort gehört, und wenn wir mit ihm irgendwo zu Besuch waren, hat der Gastgeber nach kurzer Zeit überhaupt nicht mehr gemerkt, dass Toby anwesend war.

Früh haben wir ihm die Zeichensprache beigebracht. Und er hat im Alter von 9 Jahren noch schwimmen gelernt. Was wir ihm Gutes getan haben, hat er uns doppelt und dreifach zurück gegeben. Wenn wir krank waren, hat Toby uns geholfen, damit fertig zu werden. Und in düsteren Zeiten hat Toby es immer wieder mit seinem freundlichen Wesen geschafft, uns fröhlich zu stimmen. Vorbei war es dann auch mit dem Spitznamen "Bambi", Toby war fortan stets unser "Schnuppi" (umgangssprachlich für süße Köstlichkeit). Und auch wenn er mit diesem Namen nie angesprochen wurde, hat der schlaue Kerl doch immer kapiert, dass es um ihn ging, wenn vom Schnupp die Rede war.

Auch Toby war krank zwischendurch. Aus dem Tierheim brachte er ein Blutohr mit. Leider hat die damalige schmerzhafte Erfahrung ihn als Tierarzt-Gegner geprägt, die jährlichen Impfungen waren stets ein Drama. Ein Lipom musste entfernt werden, ein Ohr genäht werden. 2009 hätten wir ihn dann fast an eine üble Darmerkrankung verloren; er hing einige Tage in der Tierklinik am Tropf. Die Prognose für die weitere Zukunft war aufgrund seines Alters nicht optimistisch. Kurz darauf zogen wir um. Und auf dem Land blühte er wieder auf - keine Leine, keine Zwänge, schnüffeln und laufen nach Hundeherzenslust - wir hatten wieder einen lebenslustigen, energiegeladenen Hund! Aufgrund von Mäusen im Haus kam eine Katze hinzu. Und Toby hat sie problemlos ins Rudel aufgenommen (sie hat ihn dafür vergöttert). Die Kaninchen, die wir aus schlechter Haltung 2011 aufgenommen haben, zeigten nie Angst vor ihm; wir sind davon überzeugt, dass sie spüren konnten, dass von ihm keine Bedrohung ausging.

2012 war für uns alle der reinste Alptraum. Mittlerweile war Toby 17 Jahre alt. Erst wurde er taub (ein dreimal Hoch auf die Zeichensprache!!!). Gegen seine Herzprobleme konnte er Medikamente einnehmen, aber gegen die zunehmende Demenz half nichts. Häufig orientierungslos konnte er sich auch nur noch langsam mit seiner Arthrose bewegen, wir mussten ihm beim Fressen stützen. Unsere Tierärztin meinte Anfang des Sommers, wenn „die Zeit käme, würden wir es erkennen“.

Anfang Oktober brach Toby zusammen, Schlaganfall. Die Medikamente schlugen nicht an. Beim späteren Tierarzt-Kontrollbesuch brach er nochmals zusammen. Anstatt, wie für den Ernstfall mit der Tierärztin geplant, zu Hause, wurde er direkt in der Praxis erlöst. Er ist in unseren Armen friedlich eingeschlafen.

Obwohl wir darauf vorbereitet waren, können wir bis heute nicht begreifen, dass ein Teil von uns unwiederbringlich verloren ist. Zwar hilft uns der Gedanke, dass wir viele wunderschöne Jahre zusammen verbringen durften. Trotzdem hinterlässt er eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an ihn denken. Und auch wenn es einmal einen anderen Hund in unserem Rudel geben wird, Toby wird nie vergessen werden. Denn was wir ihm Gutes getan haben, das hat er uns tausendfach zurück gegeben. Bedingungslose Treue und Liebe, das war Toby.

Ein anderer Hund im Rudel?

 „Und auch wenn es einmal einen anderen Hund in unserem Rudel geben wird, Toby wird nie vergessen werden.“
2012 habe ich diesen Satz geschrieben. Ein anderer Hund im Rudel? Ehrlich gesagt, habe ich mir das damals eher gewünscht als dass ich es mir habe vorstellen können. Mir ist jetzt erst so richtig bewusst geworden, dass Toby einer dieser besonderen Hunde war, dieser eine aus einer Million. Eben dieser eine Hund, dem man als Mensch, wenn man überhaupt das Glück hat, nur ein einziges Mal im Leben begegnet.

Februar 2013 hielten wir es einfach nicht mehr aus. Ganz deutlich sahen wir ein, dass ein Leben ohne Hund möglich, aber sinnlos ist (frei nach Rühmann/Loriot). Ganz besonders dann, wenn man genau weiß, was fehlt. Das Geräusch von trappelnden Pfötchen auf den Steinfliesen zum Beispiel. Oder begeisterte Begrüßungen nach nur minutenlanger Abwesenheit. Zwei Kartoffeln mehr kochen. Enges Kontaktliegen auf dem Sofa an diesigen Sonntagnachmittagen. Herumblödeln auf grünen Wiesen. Einen steilen Berg trotzdem schnaufend hochsteigen, weil jemand fröhlich grinsend den Weg bereits dreimal hin und zurück gelaufen ist. Der Zwang, auch bei Dauerregen vor die Türe zu gehen. Ganz besonders aber diese einzigartige Freundschaft, die es zwischen Mensch und Hund geben kann, wenn sich beide aufeinander einlassen.

Es würde keinen zweiten Toby geben, das war uns klar. Aber irgendwo auf der Welt musste es doch einen Hund geben, der zu uns passte? Sportlich, aber nicht zu sportlich? Katzenverträglich? Freundlich? Gutmütig? Aussehen egal? Alter egal? Hund???

Es war ernüchternd, sämtliche Tierheime in der näheren und weiteren Umgebung abzutelefonieren - kein katzenverträglicher Hund. (Züchter und Co. kommen für uns nicht in Frage; wenn wir ein Tier aufnehmen, dann nur eines, das ungewollt ist.)
Und dann kamen doch zwei Versuche zustande, die kläglich scheiterten. Die Hunde, die wir aus Tierheimen auf Probe anvertraut bekamen, auf die wir uns einzustellen nur zu gerne bereit waren, diese Hunde wollten uns einfach nicht… Und obwohl als katzenverträglich beschrieben, wollten sie auch nicht unsere Susel-Katze.

Bruni, Hunde-Mädel

BruniBruniUngefähr zur selben Zeit mailte uns ein Nachbar, der sich für längere Zeit in der Dominikanischen Republik aufhielt, dass es dort eine Hündin gäbe, für die er dringend ein Zuhause suche. Kastriert sei sie, mit Katzen aufgewachsen, drei Jahre alt, absolut ruhig und verträglich: Wenn wir zusagten, würde er dafür sorgen, dass Bruni nach Deutschland kommen könne. Zwei Fotos haben wir von ihr gesehen, und entgegen sonstigem vorsichtigen Verhalten sagten wir nach tagelangem Nachdenken zu. Und um dem Wahnsinn noch ein Krönchen aufzusetzen, sagten wir kurze Zeit später ebenfalls zu, auch Bruni’s Bruder Otto zu adoptieren.

Es sollten Monate vergehen, bis wir Bruni endlich kennen lernen konnten. Es ist nicht einfach, einen Hund aus der Dom Rep nach Deutschland zu bringen. Es müssen Blutproben nach Deutschland geschickt werden, um dort getestet zu werden, die Quarantäne muss abgewartet werden, alle Impfungen müssen durchgeführt werden und es muss nicht zuletzt ein Flugpate gefunden werden.

Es wurde Oktober 2013, und noch immer konnte kein Flugpate gefunden werden. Die Hoffnung hatten wir insgeheim aufgegeben. Wer wartet monatelang auf einen Hund, der nächste Woche  reisen soll, dann doch wieder nicht? Wer lässt sich vom Nachbarn beruhigen, „Bitte haltet durch, das Warten lohnt sich!“? Immer häufiger kamen jetzt Zweifel auf, ob unsere Entscheidung überhaupt die richtige, vernünftige gewesen war. Bisher hatten wir immer „die Chemie“ entscheiden lassen. Mehrere Treffen, wenigstens aber ein persönliches Treffen mit einem zukünftigen Rudelmitglied sind Pflicht; letztendlich müssen schließlich beide Seiten einverstanden sein.

Bruni wuchs bei einem Schweizer Ehepaar mit weiteren 24 Hunden auf. Krankheitsbedingt musste das Ehepaar die Dom Rep Hals über Kopf verlassen. Mitnehmen konnte das Ehepaar die Hunde nicht. Vier der Hunde konnte unser Nachbar retten, die anderen 21 Hunde wurden erschossen. Eine Kugel ist nun einmal preiswerter als eine Euthanasiespritze. Bruni, Otto und zwei weitere Hundemädchen konnte unser Nachbar in einem Tierheim unterbringen. Otto hat den Aufenthalt dort nicht überlebt.

Diese Nachricht war schwer zu ertragen. Zum ersten Mal wurde mir deutlich bewusst, dass, auch wenn ein Land Tierheime betreibt, diese nicht global gleich geführt werden. Herzlich willkommen in der Realität!

Bruni und ihre beiden Freundinnen sollte nicht dasselbe Schicksal treffen, und so setzte sich unser Nachbar weiter unermüdlich für die drei Mädchen ein. In Puerto Plata fand er einen Hunde-Zufluchtsort. Auf einer Fincka kümmert sich eine deutsche Emigrantin seit 1995 um die dortigen sogenannten Wegwerfhunde. Viele kleine Seelen konnte sie schon retten, und obwohl sie bereits über 50 Hunde zu versorgen hatte, nahm sie auch noch Bruni mit ihren Freundinnen auf. Ab jetzt waren die drei nicht nur in Sicherheit, sondern im Paradies für Hunde. Sie konnten auf der weitläufigen Fincka in Hundegesellschaft umhertollen, im dazugehörigen Teich nach Herzenslust baden, und genossen den Vorzug, im Haus selbst zu nächtigen. Fotos von der wunderschönen Fincka bekam ich leider viel zu spät zu sehen, sonst wäre ich im Sommer 2013 viel beruhigter gewesen… 

Im Juli 2013 war Bruni offiziell reisefertig, aber es ließ sich, wie gesagt, kein Flugpate finden. Im Oktober beschloss unser wunderbarer Nachbar dann, selbst zurückzufliegen und die Hunde, denn es sollten drei ausreisen, mitzunehmen. Und es kam wieder eine seiner Fragen: „Ihr hattet doch überlegt, eventuell einen weiteren Hund mit Bruni aufzunehmen, hier gäbe es noch jemanden: Pulgita, kastrierte Hündin, 1 ½ Jahre, katzenverträglich, verschmust.“. Und drei Fotos anbei, zwei davon Babyfotos…

Pfötchenmann machte uns die Entscheidung leicht: Nach den Fotos zu urteilen, waren beide Hündinnen nicht groß - beide Knirpse seien doch eigentlich so gut wie ein großer Hund? Und wieder, nicht zu glauben, sagten wir wider jeglicher Vernunft zu.

Am 8. Oktober 2013 holten wir alle vom Düsseldorfer Flughafen ab.

Wir haben unendliches Glück gehabt. Das Warten auf Bruni hat sich gelohnt. Genau wie unser Nachbar uns prophezeit hatte. Er kannte uns, er hat Toby gekannt, und er hat genau gewusst, dass wir zu Bruni passen, und sie zu uns.

Tatsächlich ähnelt sie Toby ein wenig mit ihrer zeitweilig melancholischen Art. Sie mag es eher gemütlich, liegt gerne in der Sonne und buddelt mit Begeisterung Löcher. Aber mit jedem Tag, der vergeht, und sie der Sicherheit, die wir ihr bieten, vertraut, wird sie selbstbewusster und kommt mehr aus sich heraus.

Nun ja, Gewohnheit spielt eine nicht unbeträchtliche Rolle. Ob es bei den Schweizern, im Tierheim oder auf der Fincka für sie nie genug zu essen gegeben hat, wir wissen es nicht. Die Geschwindigkeit, mit der sie anfangs alles und jedes aus ihrem Napf verschlungen hat, hat uns zunächst bedenklich gestimmt. Aber nach ein paar Wochen hat sich das Tempo verringert, und jetzt hat sie nur noch Schluckauf, wenn es etwas besonders Leckeres gegeben hat. Und die anfangs eher ruhige, bedachtsame Dame spurtet mittlerweile begeistert über Wiesen und Felder, weil sie sich von Gita, ihrer neuen Freundin, anstecken lässt.

Keine Ahnung, wie sich andere Hündinnen üblicherweise verhalten, was ihre Lautäußerungen betrifft. Gemeint sind jetzt hier kein typisches Hundegebell, sondern leise Selbstgespräche im Zustand wohliger Entspannung. Hat Bruni diesen Zustand erreicht, hören wir etwas, das stets klingt wie eine kurze Frage mit ebenso kurzer, bestätigender Antwort. Und dies mit einer allerliebst süßen, sanften Hundemädchenstimme: „Quoaak?" - "Quoaak!“ Hätten wir uns nicht schon Anfang 2013 in ihr Foto verliebt, dann wäre es diese süße Mädchenstimme gewesen.

Wir haben unendliches Glück gehabt. Bruns-Quoaak schaut uns an, als sei auch sie einer dieser besonderen Hunde, ein weiterer Hund aus einer Million. Eben einer dieser seltenen Hunde, den man als Mensch, wenn man das Glück hat, vielleicht tatsächlich ein zweites Mal im Leben finden kann.

Gita, Hundemädchen 

Pulgita - GitaPulgita - GitaPulgita haben wir in Gita umbenannt, weil wir dachten, sie würde so besser auf ihren Namen hören… Pulgita bedeutet Floh, und das passt zu ihrem quirligen Charakter.

Floh wurde sie allerdings getauft, weil sie im Alter von 6 Wochen komplett mit Flöhen und Zecken übersät verwahrlost von der Leiterin der DomRep-Hundehilfe aufgefunden wurde - Pulgita wanderte orientierungslos am Strand umher. Hündinnen sind dort, wie auch in vielen anderen Ländern dieser Erde, nicht erwünscht, da sie aus Kostengründen nicht kastriert werden und so zwangsläufig weitere Hundekinder zeugen. Daher werden kleine Hundemädchen ganz einfach auf der Straße entsorgt. Kein Wunder, dass für solche Wesen der Ausdruck „Wegwerfhunde“ geprägt wurde.

Pulgita hatte Glück. Ein Stückchen ihres Schwänzchens hat sie wohl verloren. Aber das kleine Hundekind wurde liebevoll aufgepäppelt und wuchs zu einer absoluten Schmusebacke auf. Gita ist verrückt nach Berührungen, sie saugt sie geradezu auf.

Die ersten 1 ½ Jahre ihres Lebens hat sie auf der Fincka bei Puerto Plata verbracht, inmitten einer großen Hundeschar. Der Kontakt zu Menschen beschränkte sich hauptsächlich auf ca. drei bis vier Personen, obwohl auch häufig Besucher kamen.

Bruni hat die Ausreise und den damit verbundenen Kulturschock gut weggesteckt. Gita nicht. Sie zeigt Angst vor fremden Menschen und Hunden; mit Pferden, Kühen und Schafen schließt sie spontan Freundschaft; fremde Katzen, Vögel und sonstiges Kleingetier wird hemmungslos gejagt. An der Leine will sie stets voranpreschen, und zu Hause am Gartenzaun wird alles, was sich bewegt, verbellt.

Die kleine Maus wird noch einige Zeit brauchen, um zu begreifen, dass sie nicht mehr auf sich selbst gestellt ist. Wir alle werden viel an uns arbeiten müssen, damit das Gitakind zukünftig selbstbewusst über die Eifeler Wiesen und Straßen spaziert.

Trotz ihrer Angst ist ihre Lebenslust unbeschreiblich, ihre Energie unerschöpflich, ihr Drang nach Aufmerksamkeit und ihr Wunsch nach Beachtung und die Sehnsucht nach Liebe unendlich.

Nein, von Gita hören wir keine "Quoaak"-Töne. Stattdessen drückt sie ihr Köpfchen fest, ganz fest gegen unsere Körper, als wolle sie in uns hineinkriechen. Sie sprang als erste nach kurzen Wochen aufs Sofa, um so nah wie möglich bei uns zu sein. Bruni brauchte hierfür Monate... Heute muss die Gunst des Sofas im Wechsel verteilt werden! Beide genießen diese wichtigen Momente außerordentlich, doch jede auf ihre Art. Bruni ist wie damals Toby zufrieden, nahe dabei zu sein. Umschlungenes Kontaktliegen ist bisher immer noch tabu, es macht sie nervös. Naja, ist ja eigentlich auch normal aus Hundesicht, kein Hund umschlingt den anderen aus Zuneigung... Gita weiß von diesem typischen Hundeverhalten nichts, sie scheint Primaten-Vorfahren zu haben! Je enger, desto lieber. Und auf jeden Fall viel anfassen, Hand auflegen, streicheln, kraulen, knuddeln. Und am besten überall, bei Gita gibt es scheinbar keine Anfass-Tabus, selbst die Pfötchen werden hergegeben, vom Köpfchen-Tätscheln ganz zu schweigen. Eine unglaubliche, einzigartige Maus!

***

Zwei Sonnenkinder sind im unwirtlichsten Teil der Eifel gelandet.
Bruni ist bereits angekommen, Gita noch nicht vollständig. 
Aber Gita wird ankommen, da bin ich ganz sicher.
Denn auch Klein-Gita ist eines dieser ganz besonderen Hundemädchen, eines aus einer weiteren Million.
Sie braucht noch ein wenig Zeit, und die soll sie haben.
Alle Zeit der Welt.

 

Und wie klappt's mit Susel?

Ganz einfach wunderbar!

Nach anfänglichem Misstrauen, was nun aber auch nur allzu verständlich ist, begrüßt Susie, die Katze, beide Hundemädchen mit Köpfchen geben und lässt nicht nur Kopf-/Schnäuzchenlecken, sondern auch Analkontrolle von beiden Hundemädels zu. Gitti würde nur zu gerne mit Susie Nachlaufen spielen, aber das lassen wir nicht zu.... Und beim Essen sollte man die drei auch nicht unbedingt alleine lassen. Aber Panik oder Hysterie empfindet niemand, wenn die drei einmal alleine zu Hause sind.

Sie akzeptieren und respektieren sich, sie mögen sich sogar ein bisschen - was wollen wir mehr? Niemand kommt zu kurz, jede hat ihren Rückzugsort. Es gibt bis heute keinerlei Verhaltensprobleme - wer weiß, wie das Ganze erst in ein paar Jahren aussieht?  Wahrscheinlich nimmt Susie Gita dann mit auf ihre nächtlichen Streifzüge, dabei kichern beide unterdrückt hysterisch ("Hähähääääh!") und stellen allerlei Albernheiten an. Bruni jedoch bleibt brav zu Hause, schläft süß komfotabel eingerollt und zuckt noch nicht einmal mit einer Öhrchenspitze.

Und wie klappt's mit den Ohren?

Hunde sind bekanntlich erstaunlich großzügig, was die Akzeptanz von Rudelmitgliedern betrifft, auch wenn es sich um eine andere Spezies handelt...

Wir mussten keinerlei "Erklärungen" bezüglich der Kaninchen abgeben. Die beiden Mädels haben einfach nur nach Hunde-Art aufmerksam beobachtet, dass wir in das Kaninchen-Gehege hineingehen, uns mit den Ohren-Tieren auf unsere Art beschäftigen und haben das ganz einfach akzeptiert. Niemand steht vor dem Außengehege und hechelt und giert, getrieben von unbändiger Jagdlust (was sich auf freiem Feld und fremden Kaninchen/Hasen gegenüber ganz anders gestaltet).

Und weder die Ohren noch der Degu reagieren in irgendeiner Form, wenn die Mädels mal wieder lautstark aus sich heraus müssen ("Postbote? WAAAS? Auf GAR keinen Fall! BRÜLL!!!").

Die gesamte Rasselbande kennt sich halt untereinander, und zwar sowieso in- und auswendig - schon allein durch Geruchsübertragung. Das lässt sich im Alltag einfach nicht vermeiden. Auch wenn anfangs stets die Hände vor jedem neuem Kontakt zum anderen Rudelmitglied gewaschen wurden - die Nasen der Pfötchentiere sind einfach um Welten besser als unsere Primatennasen. Es ist immer wieder amüsant, wie angelegentlich Bella, Fritzie oder jedes andere der Kaninchen an meinen Hosenbeinen schnüffeln, und unter all den beunruhigenden Hunde- und Katzengerüchen schnell meinen bekannten Menschen-Sylvi-Geruch ermitteln und mich dann zur Begrüßung anstupsen. Und vice versa. Kein Hundemädchen will von meinen Kaninchengeruch-Hosenbeinen im Anschluss einen Happen probieren. *g*

Und wie klappt's mit den Piepers?

Um die Kaninchen als Rudelmitglieder zu akzetpieren, hatte es ja unglaublich kurze Zeit gebraucht. Um später die Wachteln im Rudel aufzunehmen, hat es überhaupt keine Zeit gebraucht. Es reichte ein kurzer Nasen-Check vor dem Wachtel-Gehege: "Wer bist Du, woher kommst Du, bleibst Du hier?" Danach habe ich keinen Hund mehr vor dem Gehege gesehen, selbst wenn Werner zu seinem Abendgesang anhebt und alle seine Mädels mit einstimmen.

***

Hatte ich eigentlich bereits erwähnt, dass wir Glück, unglaubliches Glück mit beiden Mädels gehabt haben?